Für die meisten Sizilien-Urlauber ist der Besuch der Hauptstadt absolute Pflicht. Bei meiner letzten kulinarischen Reise entlang der Westküste fuhr ich mit dem Mietwagen an einen herrlichen Septembermorgen im morgendlichen Berufsverkehr ins Stadtzentrum ein. Wahrscheinlich war das das traumatischste Erlebnis, das ich im Straßenverkehr je hatte – und birgt Stoff für eine ganz andere Geschichte. Meine Fahrt entlang der vorstädtischen Neubausiedlungen – den sogenannten Wohnsilos – schürte kurzzeitig die Angst, das Herz Palermos könnte doch nicht so schön sein, wie ich mir erhoffte. Doch das änderte sich mit jedem Meter, den ich zurücklegte.
Zwar wurde die barocke, historische Altstadt während des 2. Weltkriegs stark zerstört, dennoch gibt es unzählig viele historische Gebäude zu bestaunen. Den größten Teil musste ich leider ausfallen lassen bzw. konnte ich die Gebäude nur von außen bestaunen, da ich mir für diesen Trip ein besonderes Ziel gesetzt hatte: Street-Food-Hot-Spots finden und ganz viel essen natürlich! In Italien kann man nahezu überall essen. Zu 90% sogar sehr gut. Mich aber interessiert eine spezielle Küche: die Küche der einfachen Leute, der Händler, Gemüsebauern, Hafenarbeiter. Genau das suchte und fand ich auf dem Mercato il Capo, der unweit von der Kathedrale von Palermo bzw. dem Justiz-Gebäude liegt.
Die Marktstände erstrecken sich durch engen Gassen. Körperkontakt ist vorprogrammiert, will man nahe an die Stände der Händler ran. Was man dort sieht, haut einen vom Hocker: Gemüse aller Art, alle Formen, alle Farben, Obsthändler neben Schuhverkäufern. Haushaltswaren bekommst Du dort genauso wie Wurst, Fleisch und Fisch.
Und dazwischen die Objekte meiner Begierde: kleine Küchen, Imbissstände, Frittierküchen und Grillhäuser – Street Food eben! Neben gegrillten Lamgedärmen, den Stigghiola, einem Sandwich mit gekochter Milz und Lunge, gekochtem Tintenfisch gibt es auf den Märkten in Palermo auch Leckereien wie Arancine, kleine frittierte Pfannkuchen sowie frittierte Aubergine und Blumenkohl. Es tobt der Wahnsinn in meinen Augen.
Zieht man vom Mercato il Capo hinunter in Richtung Hafen, so gelangt man zum Mercato Vucciria – dort ergibt sich ein ähnliches Bild: Lebensmittel so weit das Auge reicht. Der Dampf der Garküchen und verdeckt das Sonnenlicht. Dazu: Street Food. Ich fühlte mich wie im Paradies. Obwohl ich auf meinem kulinarischen Trip schon einiges verzehren konnte, arbeitete ich mich hier an der Liste sizilianischer Köstlichkeiten weiter ab.
Zugegeben: Eigentlich wollte ich auch gerne auf dem Mercato Ballaro weitere Leckereien probieren, aber an dieser Stelle musste ich leider kapitulieren. Eine Pause war vonnöten. Ich steuerte das erste Café an, das ich sehen konnte und bestellte mir einen Cappuccino. Palermo il mio amore.